Artikel Weserkurier: „Grüne wollen Bäume besser schützen.“ Der blanke Hohn…

Artikel Weserkurier: „Grüne wollen Bäume besser schützen.“ Der blanke Hohn…

23.07.2022 Weser Kurier

Grüne wollen Bäume besser schützen

Satzung aus den 70er-Jahren gilt mittlerweile als veraltet und soll verschärft werden

Ein wahrer Schatz: Rund 34 Meter misst der Riesenmammutbaum auf dem Riensberger Friedhof.

EIN WAHRER SCHATZ: Rund 34 Meter misst der Riesenmammutbaum auf dem Riensberger Friedhof.

Die Bürgerschaftsfraktion der Grünen fordert eine Verschärfung der Baumschutzverordnung für Bremen und Bremerhaven. „Bäume dienen nicht nur als CO2-Speicher, sie mildern auch die Folgen des Klimawandels“, ist die Begründung. Die bestehende Verordnung zum Baumschutz stamme aus den 70er-Jahren, aus einer Zeit, „in der der Baumschutz Bauvorhaben nicht erschweren sollte“, sagte Ralph Saxe, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, bei der Vorstellung der Ideen am Freitag. Nicht nur auf Baustellen, auch in Privatgärten sollten Laub- und Nadelbäume ab einem Umfang von 80 Zentimetern geschützt und dies auch kontrolliert werden, stellen sich die Grünen vor.

„Durch die Klimakrise und die Notwendigkeit der Klimaanpassung haben Bäume und insbesondere der Schutz des Altbaumbestandes eine viel größere Bedeutung erhalten“, dem müsse beim Baumschutz Rechnung getragen werden, sagte Saxe. Bäume seien stadtbildprägend und -verschönernd. Sie kühlen die Stadt ab, helfen bei Starkregenereignissen, bei der Versickerung und müssen ein entscheidender Bestandteil der Klimaanpassung urbaner Gebiete sein.“ Ohne beispielsweise die Querspange Ost, das Wohnbauvorhaben an der Gete/Vahr, die Bäume am Klinikum Bremen-Mitte oder die Platanen am Deich ausdrücklich zu erwähnen, stellt Saxe fest, dass sich Bremerinnen und Bremer stark mit ihren Bäumen identifizierten: „Wenn Bäume gefällt werden, bilden sich Bürgerinitiativen.“

Die Bäume in der Stadt hätten aber auch einen hohen Geldwert, rechnen die Grünen vor. „Im Durchschnitt bindet ein Baum in seinem Leben für 916 Euro Luftschadstoffe und im Wert von 490 Euro CO2.“ Gehe man von 1400 Pflanzungen bis zum Jahr 2030 aus, bedeute dies 6,8 Millionen Euro an Kosten für Pflanzung und Pflege. „Dem steht ein monetärer Nutzen von 50 Millionen Euro bis 2050 gegenüber.“ Die Zahlen aus der Modellrechnung müssten allerdings deutlich überschritten werden, um wichtige Effekte zu erzielen, fordert Saxe: Aus den aktuell rund 73.000 Straßenbäumen in Bremen „sollten in der nächsten Legislaturperiode 80.000 werden“. In Bremerhaven gibt es nach Information der Grünen-Fraktion rund 9000 Straßenbäume.

Im März hatte die Deputation für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung einem „Handlungskonzept Stadtbäume“ zugestimmt, das zuvor bereits die Deputation für Klima, Umwelt, Landwirtschaft und Tierökologie zur Kenntnis genommen hatte. Schon darin ist festgeschrieben, dass beispielsweise die Fällung von Altbäumen vermieden werden und stattdessen versucht werden soll, wo es baulich möglich ist, Baumscheiben zu vergrößern, um Bäume zu erhalten. Auch Baumschutzbügel gegen Autorempler hält Saxe für wichtig.

In Bremen sind Laubbäume aktuell ab einem Stammumfang von 1,20 Metern geschützt, gemessen einen Meter über dem Boden. „Bei Nadelbäumen (außer Taxus) und Weiden sind es sogar drei Meter.“ Für langsamer wachsende Gehölze wie Obstbäume, die nicht „erwerbsgärtnerisch“ genutzt werden, sowie Bäume der Gehölzarten Stechpalme (Ilex), Eibe (Taxus) und Weiß- oder Rotdorn (Crataegus) gelte ein Stammumfang von 80 Zentimetern. Um dem Baumschutz angemessene Geltung zu verschaffen, würden laut Saxe zwei zusätzliche Stellen zu den zwei vorhandenen benötigt.

 

Das ist ja gerade der blanke Hohn. Die Grünen schreiben, dass sie Bäume schützen wollen und holzen erst einmal sechs Fußballfelder Wald ab. …
Daher auch die Vielzahl an Leserbriefen:

Was Winnetou sagen würde

Da wird sich beim Lesen dieses Artikels so mancher Leser verwundert die Augen gerieben haben. Die Bürgerschaftsfraktion der Grünen fordert eine Verschärfung der Baumschutzverordnung. Ralph Saxe führt auch sogleich die Begründung dafür an und belehrt uns Leser, dass Bäume die Folgen des Klimawandels mildern! „Ach was?!“, hätte Loriot diese Erkenntnis vielleicht kommentieren können. Sehen Ralph Saxe und seine grüne Fraktion die Felle in Form von Bäumen, die sie in der letzten Zeit zu Fall brachten und weiterhin zu Fall bringen werden, davonschwimmen? Winnetou würde sagen: „Mein Bruder, du sprichst mit gespaltener Zunge!“

Helga Schultz, Bremen


Erstaunlich

Erstaunlich, wie viel Aufwand betrieben wird, um nachzuweisen, dass die Platanen gefällt werden müssen. Weder Bürgerinitiativen noch Leserbriefe können das verhindern. Wenn man den Neubau auf dem Jacobsgrundstück sieht, fragt man sich: Wer kauft die teuren Wohnungen, die Tag und Nacht dunkel sind? Nur das Abholzen der Platanen würde für Licht sorgen.

Harald Rieck, Bremen


Raubbau an der Natur

Die Bundesministerin für Bau will dieses Jahr 790 Millionen Euro bereitstellen, um in Neubaugebieten Parks zu schaffen und Frischluftschneisen in den heißen Städten. Der Starrsinn der Grünen lässt Kühleffekte verschwinden und schafft  am Deich eine weitere Hitzezone. Die fast 500 alten Bäume mit riesigen Kronen, die in Bremen Straßen überspannen und an verschiedenen Stellen bereits gefällt sind oder auf der Liste stehen, brauchen wir jetzt, um die Klimaziele zu erreichen. Neuanpflanzungen müssen im gesamten Stadtgebiet gemacht werden, weil immer mehr Bäume den Kampf aufgeben, aber ihre Wirksamkeit zur Speicherung des CO2 erst in circa 20 Jahren erreicht wird.

Die Querspange Ost ist eine Erleichterung für wenige, aber 180 Bäume und 40 Millionen Euro kostet der Raubbau an der Natur und schwächt die Mobilität in Stadtteilen mit viel Gewerbe und hohem Anteil an Pendlern. Ist schon verwunderlich, was der Bund alles finanziert und so Steuergelder aller Bundesbürger verschleudert!

Ingrid Koch, Bremen


Um Lichtjahre voraus

Am heißesten Tag des Jahres kommt die Nachricht, dass der Bremer Senat und federführend das Umweltressort das endgültige Aus für die 136 Platanen am Deich beschlossen hat. Vier Tage später liest man den Artikel „Grüne wollen Bäume besser schützen“. Ein wunderbares Plädoyer von Ralph Saxe (Grüne) für den Erhalt des Baumbestandes in unserer Stadt.

Ja, was denn nun? Sprechen die Grünen-Fraktion und deren Senatorin nicht mehr die gleiche Sprache? Welche Meinung gilt denn, wenn ich nächstes Jahr zur Wahlurne gehen würde? Hoffnung machen einem nur die Bremer Bürger. Wenn ich die Lesermeinung der letzten Wochen zu Themen wie „Galopprennbahn Vahr“ oder „Platanen am Deich“ verfolge, so muss ich feststellen, dass die meisten Bremer in Sachen Demokratie und Bürgerbeteiligung sowie Umwelt-, Klima- und vor allem Baumschutz den Mitgliedern des Bremer Senats in Sachen Verstehen und Empathie gefühlt um Lichtjahre voraus sind.

Martin Rospek, Bremen


Ganzheitlich denken

Wegen der Klimaanpassung habe der Altbaumbestand eine größere Bedeutung, dem müsse beim Baumschutz Rechnung getragen werden, so der umweltpolitische Sprecher der Grünen, Ralph Saxe. Alte Bäume seien stadtbildprägend, kühlen die Städte, helfen bei Starkregen und müssen ein entscheidender Bestandteil der Klimaanpassung urbaner Gebiete sein. Genau dafür streiten etliche Bürgerinitiativen (BI). Leider oft vergebens, denn die BI müssen den Baumschutz gegen die Grünen vertreten und stoßen oft auf Beton im Umwelt- und Bauressort.

So sind schon viele alte Bäume in jüngster Vergangenheit der Kettensäge zum Opfer gefallen. Als Nächstes ist man entschlossen, 136 Platanen zu fällen, die einen Stammumfang haben, der sie unter Schutz stellen müsste. Die Losung der Grünen „Hochwasserschutz geht vor Baumerhalt“ ist nicht mehr zeitgemäß. Anstatt einen ganzheitlichen Ansatz zu vertreten, Schutz der Bäume plus Hochwasserschutz, kommen die Grünen mit der Axt.

Was ist los mit der Partei, die zwar den Wert alter Bäume für die Klimaanpassung lobt, aber keine Idee hat, das in die Tat umzusetzen? Eine Wahlschlappe könnte eine Chance sein, aus der Regierungsverantwortung in die Klausur zugehen, um sich auf ein anderes, ein neues grünes Profil zu besinnen.

Christiane Rintelen, Bremen


Sonst 30 Jahre ohne Schatten

Am Dienstag, 19. Juli, bin ich im Schatten der Platanen an der Kleinen Weser entlang gegangen, und die brütende Hitze war dort gut zu ertragen. Bei der Vorstellung, dass diese stattlichen Bäume nach den Plänen der Umweltbehörde schon bald abgeholzt werden sollen, wurde mir noch einmal deutlich, dass dies unbedingt verhindert werden muss.

Wenn man es mit der Klimapolitik ernst meint, dann sind mehr Bäume und weniger Versiegelung angesagt. Die Platanen können nicht durch etwas Grün zwischen dem geplanten Betonbauwerk ersetzt werden. Der Verlust würde uns allen erst nach der Fällung deutlich werden. Während der zehnjährigen Bauzeit würden wir erst mal ohne Bäume auskommen müssen, und bis neue Bäume ein bisschen Schatten werfen, gingen mindestens 20 weitere Jahre ins Land.

Die Behörde hält an einem Entwurf fest, der durch eine Ausschreibung zustande gekommen ist, in der die Vorgabe gemacht worden war, die Platanen zu fällen. So wurde eine Alternative zur Fällung von vornherein ausgeschlossen.

Die ganze Aktion ist unverantwortlich, vor allem, da eine Bürgerinitiative ein alternatives Hochwasserschutzkonzept vorgelegt hat, das laut Senatsvorlage „grundsätzlich technisch machbar“ ist. Es wäre wichtig, dass viele Bürgerinnen und Bürger mithelfen, ein Volksbegehren auf den Weg zu bringen, um die 136 Platanen zu erhalten.

Veronika Maier, Bremen


Ein Aprilscherz?

Dass ich nicht lache. Ist das ein Aprilscherz? Bäume weg am Neustädter Deich, für die Querspange Ost, auf dem Klinikgelände am Hulsberg, in der Kohlhökerstraße für ein Hochhaus, im Geteviertel für eine Klimaschutzsiedlung, in der Vahr/Schwachhausen für die Fernwärmetrasse, in Huchting für eine fragwürdige Straßenbahntrasse. Alles mit Beteiligung der Bremer Grünen. Habe ich etwas vergessen? Ach ja, für das Werder-Leistungszentrum werden auch etliche Bäume weichen müssen. Maike Schaefer von den Grünen verspricht Ersatz am Grambker Sportparksee. Prima. Das wird unser Stadtklima sicherlich nachhaltig verbessern. Offenbar wollen die Bremer Grünen mit diesem Vorstoß ihre Baumfällpolitik vertuschen, damit die Quittung der Wähler bei der nächsten Bürgerschaftswahl nicht ganz so krass ausfällt.

Ute Lamping, Bremen

Schreibe einen Kommentar